Das Ende der Mods, der Anfang einer Uniform.
Mittlerweile sind wir in den späten 60ern angekommen und anknüpfend an die Bewegung der Rocker widme ich mich heute einer Mode, die vielleicht nicht als solche begriffen wurde bzw. fast vergessen ist.
    Zwischen 1968 und 1972 wurde zum ersten Mal die Skinhead-Bewegung in Großbritannien in den Medien thematisiert. Diese resultierte eigentlich aus der Mod-Fashion der frühen Sechziger Jahre. Der Stil war elegant (Anleihen fanden sich in der amerikanischen Ivy League-Mode) und änderte sich im Gegensatz zu dem der Mods nicht - wurde also fast zur Uniform. Die kurzen Haare galten als Statement, denn die Masse wollte ja eigentlich hippiegemäß lange Haare haben. Der ursprüngliche Skinhead hatte keine Glatze, sondern nur einen sehr kurzen Schnitt; wahrscheinlich inspiriert zum einen von den Bürstenhaarschnitten des Militärs, zum anderen von den College-Boys, deren Frisuren auch den Mods gefielen. Sie waren also das genaue Gegenteil zum Hippie.
    Im Jahr 1968 sahen Skinheads so aus: kurze Haare, Ben Sherman-Hemd oder Fred Perry-Poloshirt, Jeans und glänzende Army-Boots. Manchmal wurden auch Anzüge im Stil der Mods getragen, teilweise auch eine Strickjacke statt Jackett. Ihr bevorzugtes Muster waren Karos in vielen Variationen. Sie trugen auch gern Crombie-Mäntel, die elegant und teuer waren (auch die Beatles und Gangster wie die Krays-Zwillinge zeigten sich in diesen Mänteln).

    Skinheads unterschieden sich nicht nur im Style von Mods und Hippies, sie hörten auch andere Musik: z.B. westindianischen Reggae. Damals, in den späten Sechzigern/frühen Siebzigern war Reggae noch Underground und wurde fast gar nicht im Radio gespielt. Die Skinheads aber mochten die Beats und konnten sich mit den Leuten identifizieren: es handelte sich ja auch um eine unterdrückte Minderheit. Eine relativ bekannte, frühere Skinhead-Band (die auch in dem Film "Velvet Goldmine" aufgegriffen wird), ist Slade. Aber sie bekamen kaum Gigs und entschlossen sich, doch lieber den Glam-Look zu übernehmen.
    George Melly, ein englischer Intellektueller und Jazz-Sänger, nannte die Skinheads "agro boys" und vertrat die Ansicht, dass sie Arbeiterjungs waren, die einen Stil trugen, der ihre begrenzte Zukunft anzeigte. Sie nahmen (Hilfs-)Jobs an, die keine Aufstiegsmöglichkeiten boten und schlecht bezahlt waren (sogenannte "Dead-end jobs"). Wie es auch schon bei den Mods und Teds der Fall gewesen war, gab es ihrerseits gewalttätige übergriffe. In den frühen Siebzigern wurden oft die Skinheads mit (Fußball-)Hooliganismus assoziiert. Und trotz ihrer Wertschätzung für Reggae, waren sie in rassistische Gewalt, kleinkriminelle sowie vandalistische Delikte involviert. In diesen Jahren, also 1970 und 1971, entstand der "traditionelle" Skinhead, wie man ihn heute auffasst: Doc Martens und hochgekrempelte Jeans. Der Look von 1968/69 schaffte es also nicht in die Siebziger und hatte nur ein Revival Ende 70er bzw. Anfang der 80er Jahre. Die 68er-Skinheads hatten schon zwei Jahre später längere Haare und wurden in den Medien als "Suedeheads" bezeichnet.

    Das war aber erst der Anfang, denn die Haare wurden immer länger, die Hosenbeine weiter... Sie sahen also aus wie alle anderen. Und das ist der Look, den ich euch nächstes Mal im Detail vorstelle: der Hippie-Style.