Die Fifties: Petticoats und Bleistiftröcke.
Wie angekündigt sind wir beim zweiten Teil der 50er Jahre angelangt. Letztes Mal habe ich von der Mode der Teenager und Teddy Boys erzählt; heute soll es um die Erwachsenen gehen. Und wir werfen natürlich auch einen Blick auf die wichtigsten Designer dieser Epoche.
Die signifikanteste "Erfindung" in der 50er-Mode war wohl der Petticoat. Der bauschige Unterrock war aus Nylonfasern gefertigt und mit Spitzen und Rüschen verziert. Zudem lagen meist mehrere Schichten Tüll übereinander, so dass der Rock schön schwingend fiel.
Der Petticoat war aber auch in der Fünfzigern eigentlich nicht neu. Es gibt ihn nämlich schon seit 1585, wo er auch in steifer Ausführung getragen wurde. Er sollte die Taille schmal erscheinen lassen. In Königs- und Adelshäusern waren Petticoats eine Standardausstattung der Frauen. Für Nicht-Adlige gab es spätestens seit dem 19. Jahrhundert Petticoats, die weniger verziert waren, aber auch für einen möglichst bauschigen Rock sorgten. Abwandlungen waren auch Anfang des 20. Jahrhunderts modern - allerdings dominierte doch die etwas schmalere Rockform. Sein Ende fand er mit dem Ausbruch des II. Weltkriegs, als alles rationiert wurde. Kurze Zeit später, 1947, kreierte Christian Dior den sogenannten "New Look" und brachte die gerüschten Unterröcke wieder in Mode. Dieser neue Look sollte für zehn Jahre den Modemarkt dominieren. Auch Edith Head,eine der bekanntesten Costume Designerinnen rund um den Globus, kleidete Doris Day und Grace Kelly für die Hitchcock-Filme der 50er Jahre in Petticoats. Dior war in dieser Zeit einer der einflussreichsten Designer. Er entwarf u.a. A-linienförmige Zweiteiler und den Bleistiftrock mit tailliertem Blazer.
In den Fünfziger Jahren hatte Dior auch noch einen gewissen Einfluss in der Haute Couture. Hier lernte er auch Yves Saint Laurent an, der nach Diors Tod 1957 dessen Platz einnahm. Im ersten Jahr designte er das Trapezkleid, dann um 1960 eine neue Kollektion für Biker und Beatnicks, wofür er Materialien wie "Handschuhleder", Krokodilsleder, Nerze und hochwertige Wolle verwendete. Seine Designs kamen jedoch nicht so gut bei denen an, mit denen er arbeitete, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass die Käufer sich nicht angesprochen fühlten.
In den Fifties begegnet uns auch eine "alte" Bekannte wieder: Coco Chanel, die die Goldenen Zwanziger revolutionierte. Sie hielt nicht viel vom schwingenden Dior-Rock, sondern stellte klassische, kastenförmige Chanel-Blazer und schmale Tweed-Röcke mit Textur und Besatz her.
Dieser Stil war natürlich leicht zu kopieren, weshalb auch große Modeketten bald Kostüme in Chanel-Manier anboten.
Aber nicht nur Designer/innen revolutionierten die Mode. Auch die neuen, chemisch hergestellten Stoffe Polyester, Polyamid und Polyacryl wurden verarbeitet und waren beliebt, weil sie pflegeleicht waren (minimales bzw. kein bügeln, schnell zu trocknen)
Doch noch eine Ergänzung zur Teenager-Mode. 1958 kamen auch die sogenannten Baby Dolls mit ihrem Empire-Schnitt in Mode und waren besonders beliebt bei Teenagern, weil sie so niedlich (kindlich) aussahen.
Die Fünziger Jahre bieten offenbar genug Trends für die Retro-Mode der Nullerjahre. Im nächsten Eintrag widme ich mich dann den 60er Jahren - eine wahre Fundgrube für Designer der darauffolgenden Epochen...