Veranstaltungstipp für Sonntag: Preisverleihung
Es ist wieder soweit: am Sonntag (11.12.2011) wird der "Ich sehe was, was Du nicht siehst!"-Preis verliehen, welcher bereits seit 2007 an verschiedene Künstler/Institutionen vergeben wird. Grund genug, noch einmal aufzurollen, worum es sich dabei handelt.
Francoise Cactus, Autorin, Künstlerin und Sängerin von Stereo Total, häkelte im Jahr 2004 für die Ausstellung "When Love turns to Poison" eine 18-jährige, 172 cm große Puppe (=Wollita), die die Degradierung von Frauen zu Sexobjekten und sexuelle Gewalt thematisieren sollte - denn darum ging es in der Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. Doch BILD und B.Z. wollten alles falsch verstehen und erklärten Wollita kurzerhand zum Pornostar, der Pädophile zum Kindesmissbrauch ermutigen würde, weshalb die B.Z. den Kunstraum Kreuzberg aufforderte, die Ausstellung sofort zu schließen. Eine Farce! Der Berliner Künstler Wolfgang Müller ("Die Tödliche Doris") rief daraufhin eine Unterschriftenaktion ins Leben, die den Springer-Verlag aufforderte, eine "großzügige Spende" zu leisten, die Opfern von sexueller Gewalt und Sexismus zukommen sollte - und den B.Z.-Kulturpreis 2005 an Wollita zu verleihen. Sie hat ihn weder damals bekommen noch später. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie selbst einen Preis ausschrieb, der "Ich sehe was, was Du nicht siehst!" heißt. Wollita hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Preis an diejenigen zu verleihen, die "das Denken geöffnet haben und Räume schaffen für neue Qualitäten in Kunst, Kultur, ja sogar im Leben" und: "Devianz und nicht-marktkonforme Produktion" seien ebenfalls Kriterien, die berücksichtigt werden müssten. Dieses Mal bekommt verdienterweise die Künstlerin, Musikerin (u.a. F.S.K.) und Professorin Michaela Mélian den Preis - so haben es Francoise Cactus, Martin Schmitz und Wolfgang Müller entschieden. Cactus und Müller sind im übrigen auch für die Biographie "Wollita - Vom Wollknäuel zum Superstar" verantwortlich, welche (mit CD und Musik von Stereo Total) der Kunstraum Kreuzberg/Bethanien herausgegeben hat. Außerdem haben sie die Ereignisse rundum Wollita in Buchform im Martin Schmitz Verlag veröffentlicht.
Die mittlerweile 25-jährige Wollita ist also jetzt schon Kult!
Und man kann natürlich auch dabei sein, wenn Wollita den "Ich sehe was, was Du nicht siehst!"-Preis 2011 höchstpersönlich verleiht: am Sonntag (11.12. 2011) um 20:00 Uhr im Südblock in der Admiralstr. 1-2 in Berlin.