Teil 1. Flapper: das moderne Mädchen der 20er Jahre.
Nachdem ich euch im vorletzten Eintrag die Jahre 1900 bis 1920 vorgestellt habe, widme ich mich heute den sogenannten Goldenen Zwanzigern, in denen sich eine „neü“ Frau entwickelte, die tanzte, trank, rauchte und wählte. Sie hatte kurze Haare, trug Make-Up, war leichtfertig und ging Risiken ein. Deshalb wurde sie im Englischen als „Flapper“ bezeichnet. Das bedeutet auf Deutsch einfach ein modisches Mädchen in den 20er Jahren, das all diese Eigenschaften besitzt.
Vor dem I. Weltkrieg war ja das Gibson Girl in Mode. Sie sah ganz anders aus als die Flappers mit ihren längeren Haaren, dem langen Rock und dem hohen Kragen. Trotzdem konnten die Gibson Girls Barrieren zwischen den Geschlechtern einreißen, indem sie an Sportarten wie Golf teilnahmen. Dennoch hatten sie keine Rendezvous, sie warteten stattdessen, dass Männer formal Interesse an ihnen zeigten - mit den „richtigen“ Absichten natürlich. Da viele Männer im Krieg gefallen waren, beschlossen die jungen Frauen, ihre Jugend nicht zu verschwenden und das Leben zu genießen. Sie wollten die alten Werte hinter sich lassen.
Der Begriff Flapper tauchte das erste Mal in Großbritannien nach dem I. Weltkrieg auf und bezeichnete Mädchen, die noch keine „Frauen“ waren. Nach Amerika kam er u.a. durch den Schriftsteller F. Scott Fitzgerald, der den idealen Flapper als „bezaubernd, teuer und ca. 19-jährig“ beschrieb. Das Bild der Flappers bestand aus einer großen Veränderung des Kleidungsstils und der Frisur. Das bedeutete, dass alles kürzer wurde, um bequemer zu sein. Flappers trugen auch keine Korsetts mehr, denn beim Tanzen waren sie mehr als hinderlich.
Sie hatten einen bestimmten, von Coco Chanel kreierten Look, der als androgyn oder Garconne bezeichnet wurde. Sie wollten maskuliner aussehen und versuchten mithilfe von Bändern, ihre Brüste flacher zu machen. Revolutionär waren ab 1923 auch die Satin-Strümpfe, die sie häufig an Strumpfbändern befestigten. Auch die Röcke wurden kürzer. So auch die Haare, die in einem hübschen Bob getragen wurden, den später der noch kürzere, sogenannte Eton-Schnitt ablöste. Dieser war gekennzeichnet durch Pomade und je eine Locke an den Seiten, die die Ohren bedeckte. Der Look wurde häufig komplettiert durch einen glockenförmigen Hut (engl.: cloche). Flappers schminkten sich auch, was sehr ungewöhnlich für diese Zeit war. Sie trugen Make-Up, Lippenstift, Rouge, Eye-Liner und Puder.
Passend zu ihrem äußeren war auch ihre Lebenseinstellung: sie führten ein schnelles Leben mit Leichtfertigkeiten und sexuellen Abenteuern. Um ihre Verschiedenheit zu den Gibson Girls zu verdeutlichen, fingen sie an zu rauchen, was damals allein Männern vorbehalten war. Sie tranken auch, obwohl es die Zeit der Prohibition war; sie gingen auf Jazz-Partys, wo sie ausgiebig und wild tanzten. Sie fuhren Autos - u.a., um darin auf den Rücksitzen sexuell aktiv zu sein. Es gab auch zahlreiche „Petting Parties“, die genau so abliefen, wie die Wörter vermuten lassen. Ihr ganzes Leben stand also im krassen Kontrast zu dem ihrer Eltern und Großeltern.
Doch dies alles hatte ein Ende, als auch die Zwanziger Jahre endeten. Die Börse brach zusammen und die Große Depression folgte. Das frivole und leichtsinnige Flapper-Mädchen verschwand - hinterließ aber Spuren. Aus ihnen entstand die moderne Frau...
Im nächsten Teil der 20er Jahre geht es um die speziellen Charakteristiken der Herren- und Frauenmode sowie um die bekanntesten Modedesigner dieser Zeit, wie die bereits kurz erwähnte Coco Chanel und den Franzosen Paul Poiret.